Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Im Rahmen des Qualitätsprozesses in der Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein wurde in der Zeit vom 01.04.2016 bis zum 31.03.2017 eine Befragung von Klient*innen durchgeführt mit dem Ziel, die Wirkung von Schuldnerberatung auf die Stabilisierung ihrer finanziellen und psychosozialen Situation zu erheben. Daneben war mit der Befragung die Intention verbunden, die Qualität des Beratungsprozesses durch die Klient*innen bewerten zu lassen.

Die Ergebnisse und die daraus folgenden Handlungsanforderungen für die Schuldnerberatung wurden von Kolleg*innen aus der Arbeitsgruppe Qualität im Rahmen eines Fachtages am 15.06.2017 vorgestellt. Der Fachtag war ein Beitrag zur diesjährigen bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung, die unter dem Motto "Überschuldete brauchen starke Beratung" stand.

Befragungsdesign

Die Befragung wurde mit einem Fragebogen durchgeführt, der 21 Fragen umfasste. Die Konzeptionierung des Fragebogens erfolgte durch die Arbeitsgruppe Qualität, die den Qualitätsprozess in der Schuldnerberatung begleitet. Dort wurde auch die inhaltliche Zielrichtung der Fragen festgelegt.

Um die Wirkung von Schuldnerberatung zu erheben, wurde nach Veränderungen der finanziellen und psychosozialen Situation gefragt. Ferner wurden die Probleme erhoben, die für die betroffenen Menschen zu Beginn der Beratung vorrangig zu klären gewesen sind. Offen formulierte Fragen gaben den Befragten die Möglichkeit, ihre Motivationsgründe für das Aufsuchen der Beratungsstelle sowie die Hemmschwellen, die das verhindert haben, zu benennen. Schließlich wurden unterschiedlich fokussierte Fragen zum Beratungsprozess gestellt.

Alle anerkannten und von der Landesregierung geförderten Beratungsstellen haben an dieser Befragung teilgenommen.

Ergebnisse

Insgesamt ist festzustellen, dass die befragten Klient*innen der Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellen. Das bezieht sich sowohl auf die Wirkung der Beratung als auch auf den Beratungsprozess selbst.

Die Klient*innen wurden nach der Wirkung der Schuldnerberatung hinsichtlich der Veränderung der finanziellen sowie der psychosozialen Situation gefragt. Im Ergebnis gaben 85 % der Befragten an, dass sich ihre finanzielle Situation durch die Beratung entspannt habe. 83 % kommen besser mit ihrem Geld aus und 92 % zahlen wieder regelmäßig Miete, Strom usw. 89 % haben wieder einen Überblick über ihre monatlichen Zahlungen.

Mit der finanziellen Lage verbessert sich in den überwiegenden Fällen auch die psychosoziale Situation. Während zu Beginn der Schuldnerberatung viele Klient*innen unter Angstzuständen, Schlaflosigkeit und sozialer Isolation litten, sagten 86 % von ihnen nach einem halben Jahr, es gehe ihnen jetzt besser. 79 % trauen sich wieder etwas zu, 84 % geben an, dass die Schulden ihnen keine Angst mehr machen, 78 % können besser schlafen. 56 % sagen, dass sie wieder mehr Kontakte zu anderen Menschen haben.

Auch die Arbeit der Berater*innen wurde überwiegend positiv bewertet. Die Ratsuchenden fühlten sich gut aufgehoben und informiert. Sie konnten über alles reden und bekamen verständliche Informationen. Ihnen sei Verständnis und Respekt entgegengebracht sowie ein großes Netzwerk von Hilfsangeboten zur Verfügung gestellt worden. Je nach Frage erreichte die Zustimmung Werte zwischen 82 und 95 %. Diese Antworten zeigen, wie wichtig die Faktoren Empathie, Vertrauen, Zeit, Klarheit und fachliche Qualifikation für gute Beratungsarbeit sind.

Die Motivation, eine Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen, beschreibt die Mehrheit mit einer existentiellen Angst oder der Angst vor der Zukunft. Ebenso spielen gesundheitliche Probleme und eine Ausweglosigkeit ebenso eine Rolle wie der Verlust des Überblicks über die finanzielle Situation oder aktuelle Krisen (Kontopfändung, Lohnpfändung, Trennung). Vielen Ratsuchenden gelang es durch Hinweis Dritter den Weg in die Beratung zu finden.

Die Hemmschwellen, eine Beratung frühzeitig in Anspruch zu nehmen, sind allerdings immer noch sehr hoch und verhindern damit oft eine schnelle Hilfe. Zahlreiche Befragte gaben an, aus Angst sowie aus Scham erst spät eine Beratungsstelle aufgesucht zu haben. Weitere Gründe waren Krankheiten, wie zum Beispiel Depressionen oder Drogensucht, die Hoffnung, es alleine schaffen zu können, oder Unkenntnis bzw. falsche Informationen über die Arbeit der Schuldnerberatung.

Die Befragung hat den Nutzen von Schuldnerberatung für Klient*innen auf verschiedenen Ebenen sehr eindrucksvoll belegt. Bei diesen Ergebnissen ist auch der volkswirtschaftliche Nutzen von Schuldnerberatung mitzudenken, der in der vorliegenden Befragung nicht explizit erhoben wurde, aber vielfach belegt ist.

Die vollständigen Ergebnisse sind in einer Broschüre dokumentiert, die unten zum Download zur Verfügung steht.

Schuldnerberatung wirkt! Und die weitere Investition in diese wichtige Arbeit lohnt sich.

Broschüre Schuldnerberatung wirkt

 

 

Aktivitäten zur Aktionswoche in Schleswig-Holstein

Unten finden Sie eine Übersicht über alle durchgeführten Veranstaltungen in Schleswig-Holstein während der Aktionswoche.

Aktivitäten Aktionswoche 2017 (Stand 19.06.2017)

Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein: Erfolgsmodell Schuldnerberatung – positiver Qualitätscheck in Schleswig-Holstein vom 15.06.2017

Am 15.06.2017 wurden im Rahmen eines Fachtages die Ergebnisse einer Klient*innen-Befragung der Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein vorgestellt. Hierzu hat die Koordinierungsstelle eine Pressemitteilung herausgegeben.


Pressemitteilung

 

 

Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein