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Die diesjährige Aktionswoche Schuldnerberatung wird sich mit dem Zusammenhang von Schulden und Wohnen beschäftigen. Dazu passt das Gutachten des Sozialverbandes Deutschland "Wohnverhältnisse in Deutschland - Mietbelastung, soziale Ungleichheit und Armut", das einen aktuellen Überblick zum Thema bietet.
Tenor: Steigende Mieten und Wohnungsmangel verstärken die soziale Ungleichheit in Deutschland: Ausgerechnet Geringverdiener müssen überdurchschnittlich viel für Wohnen ausgeben.

Zusammenfassung:

- Von 1993 bis 2014 ist die mittlere Miete stärker gestiegen als das mittlere Einkommen. Da die Einkommen der Geringverdiener am schwächsten wuchsen, schlagen dort Mieterhöhungen besonders stark zu Buche. Konkret bedeutet das: Haushalte, die weniger als 1.300 Euro monatlich zur Verfügung haben, müssen 46 Prozent ihres Einkommens für Miete aufbringen. Die Hälfte der Miethaushalte gibt mindestens 29 Prozent oder mehr ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aus.
Die Miete macht über eine Million Haushalte in Großstädten so arm, dass ihr Einkommen nach Miete unter dem Regelsatz von Hartz IV liegt.

- Von hohen Mietbelastungsquoten sind insbesondere arme und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen betroffen. Die Miete verstärkt somit die soziale Ungleichheit.

- Die Wohnungskrise ist komplex und beinhaltet mindestens drei Phänomene:

1. einen Mangel an Wohnraum, den die Menschen sich mit weniger als 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens leisten können (Bruttowarmmiete an Nettoeinkommen);
2. Überbelegung bei mehr als zwei Personen pro Wohnung;
bei großen Haushalten ist eine belastende Miete vor allem an Überbelegung abzulesen. 25 Prozent der Wohnungen in Großstädten, in denen mindestens drei Personen leben, sind 2014 zu klein.
Vergleiche auch die aktuelle Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes "7 % der Bevölkerung leben in überbelegten Wohnungen". 
3. soziale Segregation (Trennung von Personengruppen mit gleichen sozialen Merkmalen). Dazu kommt es dann, wenn in der Stadt insgesamt genügend bezahlbare Wohnungen vorhanden sind, sich die günstigen Wohnungen aber stark auf einzelne Gebiete konzentrieren. So leben gerade im Osten Deutschlands einkommensschwache Haushalte in günstigeren Plattenbauvierteln. Will man die soziale Segregation bekämpfen, bedeutet dies auch, günstigen Wohnraum zu schaffen, wo die einkommenstärkeren Haushalte leben.

Nimmt man alle drei Phänomene zusammen, ist das Wohnungs- und Mietenproblem sogar größer als oft angenommen. Es fehlen noch mehr als die bisher berechneten 1,9 Millionen Wohnungen in den Großstädten.

- Hauptbetroffene einer hohen Mietbelastungsquote sind Alleinerziehende, Haushalte mit Migrationshintergrund, Rentner, Bezieher von Transferleistungen und Menschen mit geringem Bildungsgrad. Die Diskriminierung in der Gesellschaft schlägt sich so auch in der Mietbelastung nieder.

Aus Sicht des Verbandes hat die Politik das Problem knappen und teuren Wohnraums zu spät erkannt und stehe jetzt vor massiven und komplexen Herausforderungen. Um diese Probleme anzugehen, gibt es prinzipiell zwei Richtungen, in die der Gesetzgeber aktiv werden kann. Die eine Richtung zielt auf Subventionen, die andere auf Marktregulierung. Der Bericht macht dazu konkrete Vorschläge.

Gutachten



Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein