Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Der aktuelle Überschuldungsreport des iff veranschaulicht einmal mehr, dass sich die Situation überschuldeter Menschen in Deutschland trotz des beachtlichen Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren nicht grundlegend verbessert hat. "Überschuldete sind selten an ihrer Situation wirklich schuld. Dennoch werden sie gesellschaftlich ausgegrenzt und durch eine sechsjährige Wohlverhaltensphase übermäßig lange bestraft. [...] Kaum ein Land leistet es sich, seine überschuldeten Bürger derart lange von einer normalen wirtschaftlichen Teilhabe auszuschließen. Und, eine unvernünftige Ausgrenzung Betroffener ist nicht sachgerecht, und trägt zum wirtschaftlichen Auseinanderdriften der Gesellschaft bei", so das iff in der Pressemitteilung.

Kernergebnisse:

- Trotz nachhaltigem Wirtschaftswachstums konnte kein Rückgang der Überschuldung festgestellt werden. Das iff geht von 6,85 Mio. überschuldeten Personen aus.

- Trotz sinkender Arbeitslosenquote bleibt Arbeitslosigkeit Überschuldungsgrund Nummer eins (24,3 % geben Arbeitslosigkeit als Hauptauslöser an). Die Ratsuchenden finden zudem schlechter eine neue Arbeit als der Rest der Bevölkerung.

- 73,4 % der Privathaushalte nannten einen der "Big Six" als Überschuldungsgrund, wobei Arbeitslosigkeit/reduzierte Arbeit weiterhin der häufigste Grund für Überschuldung ist. Der seit 2014 neu erhobene Auslöser "Einkommensarmut" ist mit 11,1 % mittlerweile der zweithäufigste - vor Krankheit, Scheidung/Trennung, Konsumverhalten und gescheiterter Selbständigkeit. Die preisbereinigten Einkommen der Überschuldeten sinken seit Jahren. Der Mindestlohn hat die Anzahl der Aufstocker (aktuell 1,19 Mio.) nicht verringert.

- Insgesamt wurden in 45,3 % der Fälle Überschuldung durch Faktoren ausgelöst, auf die die betroffenen Menschen keinen oder nur einen geringen Einfluss haben. Auslöser, die unter "vermeidbares Verhalten" zusammengefasst werden (wie z.B. Konsumverhalten oder unwirtschaftliche Haushaltsführung), haben mit insgesamt 18,1 % eine eher nachgeordnete Bedeutung.

- Der wirtschaftliche Aufschwung geht an den ärmeren Menschen vorbei. Viele Überschuldete scheinen zu resignieren und verzichten auf eine schuldenfreie Zukunft. Das iff erklärt die kontinuierlich zurückgehenden Zahlen der Insolvenzeröffnungen u.a. damit, dass die Einführung des P-Kontos für viele Überschuldete die Notwendigkeit, einen Insolvenzantrag zu stellen, um wieder am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können, nicht mehr besteht.

- Alleinerziehende sind bei den Überschuldeten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung am deutlichsten überrepräsentiert

- Der Bericht betont die Wichtigkeit von Schuldenprävention.


Die Pressemitteilung des iff vom 07.12.2017 enthält zusammenfassende Ergebnisse sowie den Bericht.

 

Pressemitteilung und Überschuldungsreport



Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein