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Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung eine Studie zum Niedriglohnsektor erstellt.

Die Ergebnisse bestätigen die seit Jahren bekannten strukturellen Probleme des Niedriglohnsektors, der einer der größten in Europa ist. Corona hat die Situation der betroffenen Menschen zusätzlich verschärft.

Aus der Pressemitteilung vom 02.07.2020: "Rund 7,7 Millionen und damit mehr als ein Fünftel aller abhängig Beschäftigten in Deutschland verdienten 2018 weniger als 11,40 Euro brutto pro Stunde und arbeiteten damit im Niedriglohnsektor. Ein großer Teil von ihnen erhielt sogar weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Seit den 1990er Jahren ist Deutschlands Niedriglohnsektor um gut 60 % gewachsen – in keinem anderen europäischen Land mit vergleichbarer Wirtschaftsleistung nimmt der Niedriglohnsektor ein solches Ausmaß an. Inzwischen haben einige Branchen ihr Geschäftsmodell auf niedrigen Löhnen aufgebaut. [...]

Die Studie zeigt zudem, dass sich die Hoffnung eines Aufstiegs in besser bezahlte Tätigkeiten für die Hälfte der Niedriglohnbeschäftigten nicht erfüllt hat. Frauen werden wesentlich häufiger als Männer schlecht bezahlt. Während 2018 rund 28 % der erwerbstätigen Frauen zu Niedriglöhnen arbeiteten, taten dies lediglich 16 % der Männer. Insgesamt sind Frauen mit 61 % aller Niedriglohnbeschäftigten überrepräsentiert. Ihnen gelingt auch seltener als Männern der Aufstieg in bessere Bezahlung (25 gegenüber 32 %).[...]

Beschäftigte in Branchen, die sich in der Corona-Krise als systemrelevant erwiesen haben, machen einen Großteil der Niedriglöhner aus: 2018 waren mehr als die Hälfte der Niedriglohnbeschäftigten im Groß- und Einzelhandel, in der Transport- und Nahrungsmittelindustrie sowie in den Bereichen Bildung, Gesundheits- und Sozialwesen tätig.

Die Corona-Krise verstärkt die Probleme des Niedriglohnsektors – vor allem für Minijobber*innen. Ohne das Sicherheitsnetz des Kurzarbeitergeldes erleiden sie als erste Einkommenseinbußen oder verlieren ihre Arbeit. [...]"

Fazit: "Der Niedriglohnsektor hat die Arbeitslosigkeit reduzieren können. Allerdings zu einem hohen Preis: Niedrige Löhne dienen nicht mehr dem bloßen Einstieg in den Arbeitsmarkt, sondern sind häufig ein Dauerzustand. Sie sind dann kein Sprungbrett, sondern eine Sackgasse."

Die Autoren machen in der Studie konkrete Vorschläge für Reformen zur Eindämmung des Niedriglohnsektors.

Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 02.07.2020

 

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