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Laut Monitoringbericht 2018 der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes wurde im vergangenen Jahr bundesweit 343.865 Haushalten wegen Zahlungsrückständen der Zugang zu Strom zeitweise gesperrt (innerhalb und außerhalb von Grundversorgungsvertragsverhältnissen). Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2016 (+ rd. 14.000 Fälle). In Schleswig-Holstein wurde in 12.424 Haushalten der Strom abgestellt.

Zudem gab es 2017 bundesweit in rd. 38.000 Fällen Sperrungen von Gas, was einen leichten Rückgang gegenüber 2016 bedeutet.

4,8 Millionen mal wurden Stromsperrungen angedroht, von denen ca. 1,1 Mio. in einen Unterbrechungsauftrag mündeten. Die relativ hohe Zahl der Unterbrechungsandrohungen zeigt, dass sehr viele Haushalte Zahlungsprobleme haben und sich in prekären Einkommensverhältnissen befinden.

Die Höhe der Forderung der Grundversorger an die Betroffenen zum Zeitpunkt der Androhung lagen im Durchschnitt bei 117 €.

Quelle: Bundesnetzagentur/Bundeskartellamt: Monitoringbericht 2018, S. 29, 263 ff. (Stromsperren),  S. 335 (Gassperren)

 

Monitoringbericht 2018

 

 


Hintergrund: Energiearmut und Prepaidzähler

Seit 2008 sind in Deutschland die Strompreise um etwa 50 % gestiegen, die Durchschnittseinkommen aber nur um etwa 25 %, die Renten und der ALG II-Regelsatz sogar nur um etwa 17 %. Gerade Geringverdiener und Rentner*innen sind daher besonders von Stromsperren betroffen.

Energiearmut ist ein Phänomen, welches in Deutschland in den letzten Jahren immer häufiger beobachtet werden kann. Zunehmend werden Prepaidzähler (engl. Prepayment Meter) von Energieunternehmen als Instrument eingesetzt, um KundInnen mit Zahlungsrückständen bzw. häufig auftretenden Zahlungsschwierigkeiten zu managen. Das Phänomen der Energiearmut in Deutschland ist relativ jung und damit die Anzahl der Prepaidzähler noch niedrig. Somit sind Erfahrungen in diesem Zusammenhang in Deutschland rar.

Eine Studie hat eine wissenschaftliche Befragung von Haushalten mit Prepaidzählern in NRW durchgeführt.
Dabei zeigt sich, dass Prepaid-Systeme für Strom für die betroffenen Haushalte mit erheblichen Alltagsveränderungen verbunden sind. Vorteilhaft ist, dass die Haushalte trotz bestehender Strom-Schulden weiterhin mit Energie versorgt werden können, dass sie über eine bessere Kostenkontrolle verfügen und dass sie Stromsparpotenziale erschließen können. Zu den wesentlichen Nachteilen zählen die hohen Kosten, der Aufwand für das Aufladen des Guthabens und dass Versorgungsunterbrechungen dennoch stattfinden, jedoch nicht erfasst werden. Insgesamt ergab die Studie eine hohe Zufriedenheit der Haushalte mit Prepaidzähler, es besteht jedoch Regulierungsbedarf seitens des Gesetzgebers in Deutschland.

Quelle: Wuppertal Institut: Prepaid-Stromzähler: Erfahrungen aus der NutzerInnen-Perspektive von Haushalten in Deutschland, 2018

 

Studie

 

 

 

Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein