Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Die Überschuldungsstatistik wird seit 2006 zentral vom Statistischen Bundesamt bei Schuldnerberatungsstellen durchgeführt. Sie gibt Auskunft über die Situation von Überschuldung betroffener Menschen, erlaubt allerdings keine Aussagen über die Gesamtzahl der überschuldeten Haushalte und Personen.

Die Überschuldungsstatistik kann eine sozialwissenschaftliche Untersuchung über Überschuldungsverläufe, Bewältigungsstrategien usw. nicht ersetzen, aber sie ist ein wichtiger Baustein für eine Analyse der sozialen Situation in Deutschland. Sie gibt besser als alle anderen in Deutschland erhobenen Daten Auskunft über die Lebenslage überschuldeter Menschen.

Aufgrund der großen regionalen Unterschiede bei der Beteiligung in den Bundesländern und verbunden mit einem Nord-Süd-Gefälle lassen sich die ermittelten Strukturen und Werte nicht uneingeschränkt auf das gesamte Bundesgebiet übertragen. Allerdings sind die Angaben aufgrund der hohen Fallzahlen als weitgehend repräsentativ anzusehen.

Die Ergebnisse beruhen auf Angaben von 410 Schuldnerberatungsstellen aus ganz Deutschland. Sie beinhalten anonymisierte Daten von 113.000 beratenen Personen mit deren Einverständnis.

Kernergebnisse:

- Hauptauslöser der Überschuldung bei Hilfesuchenden, die in 2015 eine Beratung begonnen haben: Verlust des Arbeitsplatzes (19 %), gesundheitliche Probleme (15 %), finanzielle Folgen einer Trennung/Scheidung (14 %), unwirtschaftliche Haushaltsführung (11 %). Bei 7 % der beratenen Personen hatte längerfristiges Niedrigeinkommen trotz einer wirtschaftlichen Haushaltsführung zu finanziellen Problemen geführt. Dieses Merkmal ist neu in die Erhebung aufgenommen worden und wurde in 2015 erstmals ausgewertet.

- 30 % aller Überschuldeten sind alleinlebende Männer - überproportional häufig betroffen, kontinuierlich steigender Wert (2014: 28 %)

- 14 % der Überschuldeten waren alleinerziehende Frauen - überproportional häufig betroffen (2014: 17%)

- Fast 45 % der Schulden entfielen auf Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (2014: 48 %)

- 47 % hatten ein monatliches Nettoeinkommen von unter 900 € zur Verfügung (2014: 48 %)

- Unter 25-Jährige haben überdurchschnittlich hohe Schulden bei Telefongesellschaften

- Personen zwischen 25 und 35 Jahren nutzen am häufigsten das Angebot der Schuldnerberatung (27 % aller beratenen Personen)

- 6 % waren zu Beginn der Beratung noch keine 25 Jahre alt; überdurchschnittlich häufig war in dieser Altersgruppe die unwirtschaftliche Haushaltsführung der Auslöser für die finanzielle Notsituation (18 %), Hauptauslöser der Überschuldung war aber auch in dieser Altersgruppe die Arbeitslosigkeit (21 %)

- 33 % der Beratungsfälle, die im Jahr 2015 die Beratung beendet haben, konnten ihre Schulden mit Hilfe der Beratungsstelle außergerichtlich regulieren (2014: 19 %).

Detaillierte Auswertungen finden Sie im Tabellenband "Statistik zur Überschuldung privater Personen 2015" und in der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 01.07.2016. Dort finden sich auch weitere Hintergrundinformationen zur Überschuldungsstatistik.

Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein