Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Beim Aufschwung werden immer mehr Menschen abgehängt - so das Fazit des Überschuldungsreports 2016, den das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) vorgelegt hat.

Kernergebnisse:

- Trotz nachhaltigem Wirtschaftswachstums konnte kein Rückgang der Überschuldung festgestellt werden. Das iff geht von 3,4 Mio. überschuldeten Haushalten aus.

- Trotz sinkender Arbeitslosenquote bleibt Arbeitslosigkeit Überschuldungsgrund Nummer eins (28 % geben Arbeitslosigkeit als Hauptauslöser an). Die Ratsuchenden finden zudem schlechter eine neue Arbeit als der Rest der Bevölkerung, der Anteil der Arbeitslosen unter ihnen ist 2015 mit rund 46 Prozent unverändert hoch.

- 70% der Privathaushalte nannten einen der "Big Six" als Überschuldungsgrund, wobei Arbeitslosigkeit/reduzierte Arbeit weiterhin der häufigste Grund für Überschuldung ist. Der seit 2014 neu erhobene Auslöser "Einkommensarmut" ist mittlerweile der zweithäufigste - vor gescheiterter Selbständigkeit, Scheidung/Trennung, Konsumverhalten und Krankheit.

- Die Einkommensarmut hat sich als Ursache für Überschuldung auf einem hohen Niveau von rund 10 Prozent stabilisiert. Die preisbereinigten Einkommen der Überschuldeten sinken seit Jahren, das mittlere Einkommen liegt aktuell bei 861 Euro und damit rund 13 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Der Mindestlohn hat die Anzahl der Aufstocker nicht verringert.

- Der wirtschaftliche Aufschwung geht an den ärmeren Menschen vorbei. Viele Überschuldete scheinen zu resignieren und verzichten auf eine schuldenfreie Zukunft. Das iff erklärt die kontinuierlich zurückgehenden Zahlen der Insolvenzeröffnungen u.a. damit, dass die Einführung des P-Kontos für viele Überschuldete die Notwendigkeit, einen Insolvenzantrag zu stellen, um wieder am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können, nicht mehr besteht.

- Die Zahl der Alleinerziehenden unter den Überschuldeten hat erneut zugenommen (2,5-mal mehr unter Überschuldeten vertreten als in der Gesamtbevölkerung).

- Der Bericht betont die Wichtigkeit von Schuldenprävention.

Im Überschuldungsreport findet sich ab Seite 36 das Sonderthema: "Digitale Arbeitshilfen in der Sozialen Schuldnerberatung". Insgesamt zeigt das Ergebnis, dass eine Digitalisierung der Beratung nicht weiterhilft, eine Digitalisierung der Arbeitsabläufe jedoch sehr wohl.

Die Pressemitteilung des iff enthält zusammenfassende Ergebnisse sowie den Bericht.

 

Überschuldungsreport



Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein